Du bist vom ersten bis zum letzten Tag Tribehouse Mitarbeiter. Was ist das für ein Gefühl?
Das ist echt unglaublich! Die Rede vom Ende einer Ära, die im Zusammenhang mit dem Closing gern und oft verwendet wird, hat für mich daher eine besondere Bedeutung. 15 Jahre sind sehr lang, erst recht in unserer schnelllebigen Zeit. In 15 Jahren baut man eine besondere emotionale Bindung auf, sei es zu den Menschen oder zum Club als Institution. So war ich, als ich den Termin des Closings erfahren habe, zunächst sehr traurig.

Du hast als Barmann begonnen, dich aber sehr schnell für den Arbeitsplatz des Lichtjockeys entschieden. Wie kam es dazu?
Ich hatte schon vorher als Laser & Light-Jockey in einer Großraum-Diskothek ausgeholfen. Musik zu visualisieren, hat mich schon damals sehr interessiert. Im Tribehouse hatte ich nun die Möglichkeit,das zu der Musik auszuüben, die mich selber am meisten begeistert und zu der ich schon vorher gerne gefeiert habe, infiziert von Clubs wie dem Omen, dem Warehouse und dem unvergessenen Dorian Gray, Anfang der 90er Jahre. Und so war ich sehr schnell top motiviert, mich als Lichtjockey im Tribehouse zu versuchen.

Im Tribehouse wurde die Deko immer wieder gewechselt. Dementsprechend hat sich die Lichttechnik verändert. Fluch oder Segen?
Die alljährlich wechselnde Deko war sicherlich einer der Erfolgsgaranten des Clubs. Dem Designer-Team um Siegbert Heil ist es immer wieder gelungen, neue Akzente zu setzen und die technische Weiterentwicklung mit in ihre Konzepte zu integrieren. So stand ich jedes Jahr von neuem vor der Herausforderung, ein neues Design-Thema mit meinem Showlicht zu kombinieren. Es gab zwar öfters verschiedene Auffassungen zwischen mir und dem Designer-Teams, wie die Interpretation ihrer Ideen in Kombination mit meinem Showlicht im Clubbetrieb aussehen sollte, aber letztendlich haben wir prima zusammengearbeitet und uns gegenseitig bereichert. Daher ein besonderer Dank an Siegbert und sein Team für die ständigen Herausforderungen während der 15 Jahre...

Welche Deko hat Dir am besten gefallen?
Vom atmosphärischen Charakter unvergessen ist der „Zauberwald“. Das ist schon lange her, ich hoffe der eine oder andere kann sich noch erinnern. Als StarTrek-Fan fand ich auch das Borg-Thema toll, man kam sich vor wie in einem Borg-Kubus, unheimlich und anregend zugleich. Vom lichttechnischen Standpunkt aus war natürlich unsere LED-Decke sensationell. So etwas hatte die Clublandschaft seinerzeit noch nicht gesehen. Auch die Möglichkeiten, in Verbindung mit einer neuen Generation von Lichtsteuerkonsolen, waren dadurch für mich unerschöpflich und innovativ...

Du bist mittlerweile ein hoch begehrter Lightjockey, der nicht nur andere Clubs,sondern auch TV-Produktionen betreut. Dennoch fehlst Du nie auf einer Tribehouse Party? Was macht das Tribehouse für Dich so besonders?
Ganz klar habe ich natürlich meine Wurzeln im Tribehouse. Für mich war es nie Arbeit, sondern fast immer Vergnügen hinter dem Pult zu stehen, die Begeisterung für die Musik tat ihr übriges. Nirgends kann man sich kreativ so austoben, wie im Tribehouse. So arbeitet man bei TV-Produktionen doch mehr nach Timing und genau nach den Vorgaben, während man sich beim Live-Licht immer wieder neu einstellen muss, auf die Musik, die Stimmung, die Gäste, die Gegebenheiten um einen herum und nicht zuletzt auf den jeweiligen DJ. Diese Kombination ist im Tribehouse einzigartig und inspirierend.

Kaum ein Zweiter hat mehr Kontakt mit den Top-DJs. Kannst Du Dich an ein paar besondere Vorfälle, außergewöhnliche Wünsche, Pannen oder lustige Geschichten erinnern?
In 14 Jahren ist natürlich viel passiert, mit dem man so einige Seiten füllen könnte.Letztendlich sind DJs natürlich auch nur Menschen mit ihren jeweiligen Stärken und Schwächen, die man nehmen muss wie sie sind.

Du bist bekannt dafür, immer eine Schar hübscher Frauen um Dich zu haben. Hast du dafür eine Erklärung? Auch wenn sich der Quotient in den letzten Monaten etwas verringert hat, waren dabei 95 Prozent der holden Weiblichkeit blond.
Wenn es für den außen stehenden Betrachter so aussehen sollte, ehrt mich das im gewissen Sinne. Es gibt Schlimmeres, als eine hübsche Frau um sich zu haben. Allerdings ist ‚Schönheit keine Qualität, die in den Menschen steckt, sie existiert nur im Kopf des Betrachters‘ (David Hume). Meine Neigung zur Farbe blond kann ich mir auch nur mit evolutionär geprägten Denkschemata erklären.

Was war die größte technische Panne, die mit der Tribehouse-Technik passiert ist?
In 15 Jahren hat es zum Glück nicht eine Veranstaltung gegeben, die wegen einer technischen Panne frühzeitig beendet werden musste. Spektakulär war allerdings der Stromausfall vor einigen Jahren während eines Sets von Sven Väth. Allerdings traf uns da keine Schuld, da im gesamten Industriegebiet in Neuss der Strom ausgefallen war. Kaum einer hat den Club verlassen. Sensationell war dann die Stimmung, als es nach 30 Minuten heiter weiter ging.

Du hast den Schlüssel zur Künstlertoilette, hast Du diesbezüglich eine lustige Anekdote?
Der Schlüssel zum Backstage-WC ist wahrscheinlich das meist begehrte Stück Metall im Tribehouse. Mich verwundert immer wieder, wie viele Leute gleichzeitig auf die Toilette passen und wie oft einige Gäste am Abend den Drang verspüren, dieses stille Örtchen aufzusuchen. Die Toilette muss eine magische Anziehungskraft auf viele Gäste besitzen. Lustig war auch der Abend, als wegen einer verstopften Toilette ein Fünf-Liter-Eimer als Ersatzurinal für Sven Väth herhalten musste. Mit dem ‚Ergebnis‘, das sich morgens im Eimer befand, hätten wir vielleicht bei eBay Höchstpreise erzielen können, man weiß es nicht genau.

HOLGER

  • Geboren: 25. April 1971
  • Lichtjockey tätig im Tribehouse seit 1994
  • Beruf: PR & Kommunikation bei RTL